Das Dilemma mit der Wut
Ich habe im letzten Blogartikel darüber geschrieben, dass ich als Kind in wütend quasi nicht existent war. Falls Du es noch nicht gelesen hast, ist das noch mal der Link zum Artikel „Warum wir aufhören müssen unsere Kinder klein zu machen“.
Und ich erlebe viele Erwachsene, häufig Frauen, die als Kind ähnliche Verhaltensweisen entwickelt haben. Wie war es bei Dir? Schreib es uns gerne! Wir freuen uns!
Warum Wutlosigkeit echt bescheuert ist
Ich bin als Kind also nicht wütend gewesen. Nach außen hin sah das aus, als wäre ich ein zufriedenes und glückliches Mädchen. Vielleicht war ich das auch, ehrlich gesagt, ich erinnere wenige Gefühle an meine Kindheit.
Erlebnisse ja und einige wenige Emotionen. Aber ich bin niemand gewesen, der sich kringelig gelacht oder absoluten Blödsinn gemacht hat. Ich war eher rational und kontrolliert.
Das passiert, wenn wir Kindern ihre Wut abtrainieren oder absprechen. Denn um dieses Gefühl zu verlernen, müssen alle Emotionen gedeckelt werden.
Das verhindert allerdings Lebendigkeit und Spontanität. Stattdessen unterliegt das ganze Leben einer immer währenden Kontrolle.
Die eigenen Gefühle sind jedoch lediglich Indikatoren dafür, ob unsere Bedürfnisse gerade erfüllt oder vernachlässigt werden. Wenn Wut nicht zulässig ist, verlieren Menschen die Klarheit über ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse.
Heute würde ich das Leben ohne Wut beschreiben wie in Watte gepackt oder im Nebel leben. Es ist nichts wirklich schlecht, aber gut oder sogar genial ist es eben auch nicht. In gewisser Weise wurde ich gelebt.
Müssen wir Wutanfälle haben?
Nein auf gar keinen Fall und wir müssen vor allen Dingen keine destruktiven Wutanfälle haben, die andere Menschen verletzen und beleidigen. Aber wir müssen uns erlauben, sie haben zu dürfen.
Und wütend zu sein, ist ja nicht gleichbedeutend mit Wutanfälle haben. Denn die krassen Wutanfälle entstehen immer nur dann, wenn wir zu lange warten, bis wir klar sagen, was wir brauchen.
Nur wenn uns Wut abtrainiert wird, verlernen wir zusätzlich klar zu sein.
Annehmen was ist
Als Menschen sind wir emotionale Wesen. Und alle Emotionen – negative wie positive – gehören gleichermaßen dazu. Wenn wir lernen anzunehmen was ist und verstehen, dass ein starkes negatives Gefühl nur etwas darüber aussagt, dass unsere eigenen Bedürfnisse schon längere Zeit nicht erfüllt wurden, können wir aufhören uns dafür abzuwerten.
Denn wir – Du und ich – wir sind liebenswert, ganz gleich welche Emotionen gerade in uns lebendig sind. Dann heilt unser „eigener Kreis“ und wir werden ein bisschen „ganzer“.
Wie unsere Kids Salz in die Wunde streuen
Unsere Tochter mit ihrem Riesenherz und ihrer immensen Empathie hat genau gespürt, dass ich im Bezug auf meine eigenen Emotionen gedeckelt oder gehemmt bin. Und hat mir einen Weg gezeigt, wie ich da raus kommen kann.
Wie sie das gemacht hat? Mit unglaublichen Wutanfällen! Vom Stillkind zur Pubertätsgöre in weniger als drei Tagen :-). Nein, Spaß beiseite: sie hat sich bei uns so sicher gefühlt, dass sie ihre Wut zeigen konnte.
Wann immer sie da war – die Wut. Und hat mir dadurch gezeigt, dass nichts passiert, wenn jemand wütend ist. Denn ich habe dieses kleine Menschenkind ja dennoch abgöttisch geliebt – und tue das natürlich heute immer noch. Anja hat mir gezeigt, dass es nicht gefährlich ist wütend zu sein.
War dieser Weg einfach?
Definitiv nein – auf gar keinen Fall. Das war „harte“ Schule. Denn sie hat an all meinen Glaubenssätzen, dass Wut schlecht oder vermeidenswert sein müsste, gerüttelt. Was da alles durch meinen Kopf ging – von egozentrisch über unverschämt und peinlich, ach was weiß ich noch alles.
Aber die Liebe zu meiner Tochter und anzunehmen was ist, hat mich geheilt. Weil ich Wut als Gefühl bei anderen und dann auch bei mir integrieren konnte.
Weil ich erlebt und dadurch verstanden habe, dass Wut nicht gefährlich ist, dass Beziehungen auch negative Emotionen aushalten und dass auch die Wut dazugehören darf. Vor allem war das auch so interessant: denn unsere Tochter war sehr wenig krank – sie hat ja nichts in ihrem Körper angestaut, was sich dann als Erkrankung geäußert hat.
Mein Fazit
Wenn Du Schwierigkeiten hast mit emotionalen Kindern oder Deinen eigenen „Wutausbrüchen“, würde ich folgenderweise vorgehen:
1. Sei Deinem Kind dankbar, denn es hilft Dir zu wachsen
2. Erlaube Dir in ganz kleinen Schritten negative Emotionen zu haben
3. Freu Dich daran, dass Dein Kind seine Emotionen zeigen kann – d.h. es fühlt sich bei Dir sicher
Wie Du selbst mit Deinen negativen Emotionen umgehen kannst, um gemeckerfrei zu werden, zeigen wir dir in unseren Coaching Programmen. Hier findest du unsere Coachingprogramme.
An diesem Beispiel wird nur so deutlich, warum die ganzen Bücher, Methoden und Tricks, die Dir sagen, wie Du anders mit Deinem wütenden Kind umgehen sollst nicht langfristig und effektiv helfen können. Zumindest solange Du Dein eigenes Verhältnis zu Deinen negativen Emotionen noch nicht geklärt hast.
Denn das Verhalten unserer Kinder beginnt immer bei uns.
Wir laden dich herzlioch in unser Coaching ein. Hol Dir die Unterstützung, die Dich weiterbringt. Denn du darfst auch aufhören zu glauben, dass du alles alleine schaffen müsstest. Gemeinsam geht so viel leichter, schneller und freudvoller als allein!
Alles Liebe dir!
Viele Grüße von Uli & Bernd