Bedürfnisorientierte Erziehung – mein Ticket zur Hölle
Wer wünscht sich für sein Kind nicht das Allerbeste?
Uns Eltern auf der ganzen Welt eint der Wunsch danach, unsere Kinder perfekt auszustatten. Sie zu selbstbewussten, glücklichen und empathischen Erwachsenen heranwachsen zu sehen.
Um das zu erreichen ist in den letzten Jahrzehnten ein wahres Zaubertool auf den Plan getreten, die bedürfnisorientierte Erziehung.
Ich habe 6 Jahre lang Pädagogik studiert. Ich habe mich mit frühkindlicher Entwicklung beschäftigt, mit der Bindungstheorie und dem Aufbau von Urvertrauen.
Schon lange bevor ich selber Kinder hatte, war für mich klar: Bedürfnisorientierte Erziehung ist mein Ideal, so werde ich meine Kinder begleiten.
Ich werde dafür sorgen, dass es ihnen an nichts mangelt, dass all ihre Bedürfnisse gestillt werden. Auf diese Weise werden sie sich immer geliebt fühlen, eine sichere Bindung aufbauen und sich ihre emotionale Gesundheit zu 100% erhalten.
Der Praxisschock
Und dann war ich auf einmal Mutter von einem Kleinkind und einem Neugeborenen. Ich war am Ende. Ich kümmerte mich 24 Stunden am Tag darum, die Bedürfnisse meiner Kinder zu erfüllen. Es fühlte sich an wie ein Fass ohne Boden.
Meine Schlafsituation
Meine bedürfnisorientierte Schlafsituation hatte mit Schlafen wenig zu tun. Unsere Tochter, damals eineinhalb Jahre alt, wollte im Elternbett schlafen. Sie wollte auch gerne noch gestillt werden in der Nacht, so gemütlich war die vertraute Brust und Mamas Wärme. Im Laufe der Nacht drängelte sie ihren Papa aus dem Bett, der sich resigniert auf die Couch verzog, damit er wenigstens noch ein paar Stündchen Schlaf bekam.
Auf meiner anderen Seite lag unser Baby. Wir hatten ein schönes Beistellbettchen aus biogeöltem, naturbelassenen Holz. Es stand direkt an unserem Bett ohne den geringsten Abstand. Schlafen wollte der Keine darin trotzdem nicht. Er wollte am liebsten auf mir schlafen, die Brust zum spontanen Nuckeln permanent in Gesichtsnähe. Sobald ich ihn von mir herunterrollte, wachte er auf und beschwerte sich. Sofort nahm ich ihn wieder auf meinen Bauch, schließlich sollte das Nähebedürfnis meines Babys nicht leiden.
So verbrachte ich Nacht für Nacht eingequetscht zwischen meinen zwei Kindern, deren Verlangen nach Nähe und der mütterlichen Brust einfach unstillbar schien.
Die Aussicht auf ein paar Stunden Schlaf lag in weiter Ferne und mich begleitete das permanente Gefühl, einfach nicht genug leisten zu können, um die Bedürfnisse der Kinder zu erfüllen. Dabei waren sie doch noch so klein und brauchten mich so sehr.
Der bedürfnisorientierte Spielplatzbesuch
Morgens schleppte ich mich müde auf den Spielplatz. Unsere Große brauchte ja Bewegung. Sie wollte am liebsten mit mir zusammen schaukeln, das hat sie schon als Baby geliebt. Sie saß dann immer auf meinem Schoß und wir schaukelten zusammen. Nicht so einfach mit einem schlafenden Baby in der Trage.
Verlockend stand der gemütliche Kinderwagen daneben. Natürlich hätte ich meinen Sohn hineinlegen können, vielleicht hätte er sogar ganz friedlich darin geschlafen.
Aber Menschenkinder sind doch Traglinge, schallte es in meinem Kopf. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie die mütterliche Wärme und den Herzschlag spüren können. Mein Baby soll nicht alleine im kalten Kinderwagen liegen.
Also versuchte ich so gut es ging, mit meiner “Großen” zu toben, während der Kleine gut genährt durch ungefähr 30 tägliche Mahlzeiten im Tragetuch saß.
Die bedürfnisorientierte Betreuungssituation
Für den Aufbau einer sicheren Bindung brauchen Babys und Kleinkinder die permanente Verfügbarkeit der engsten Bezugsperson, so hatte ich es im Studium gelernt.
Und so wollte ich es machen. Daher kam für mich keinerlei Fremdbetreuung infrage, keine Krippe oder Kita, kein Babysitter, nicht einmal den Großeltern habe ich die Kinder mal für ein paar Stunden überlassen.
So gerne wollte ich den Kindern alles geben, was sie brauchen, um emotional “satt” zu sein.
Sie verhielten sich aber nicht so, als wären sie satt. Sie forderten immer noch mehr.
“Dann habe ich wohl noch nicht genug gegeben, sonst wären sie ja satt”, war meine logische Schlussfolgerung.
Diese Schlussfolgerung war mein Ticket in die Hölle. Der ultimative Turbo für mein persönliches Hamsterrad. Ich war vollkommen erschöpft. So lange hatte ich mich auf das Elternsein gefreut und befand mich nun in einer Situation, in der ich nur den nächsten Tag überstehen wollte.
Ich war verzweifelt und fragte mich, was ich falsch machte, dass die viel gelobte bedürfnisorientierte Pädagogik bei mir nicht funktionierte.
Meine Kehrtwende
Irgendwann siegte mein Überlebensinstinkt. Es musste sich etwas ändern. Mein Gefühl danach, die Kinder mal “loswerden” zu müssen wurde übermächtig.
Ich begann, die Kinder für kürzere Zeiten meinem Ehemann zu übergeben. Damit ich wenigstens mal ein kleines bisschen Ruhe hatte.
Es klappte überhaupt nicht. Sobald ich aus Sichtweite der Kinder verschwand, brüllten sie los. Und mein schlechtes Gewissen quälte mich. Ich konnte die Zeit, die ich für mich herausgeschlagen hatte, überhaupt nicht nutzen um aufzutanken.
Gefühlt ging es mir danach kein Stück besser als zuvor.
Ich fragte mich, ob diese Sache mit der bedürfnisorientierten Erziehung doch eine ganz blöde Idee ist. Oder ob es an mir liegt oder meinen Kindern.
Heute wissen wir von gemeckerfrei, dass es ganz vielen Mamas so geht.
Und wir wissen auch warum. Und wie man es ändern kann.
Interessiert es Dich? Willst du es auch wissen? Und für Dich verändern?
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Bedürfnisorientiertes Elternsein – Fluch oder Segen?
Wir freuen uns auf Dich!
Hab eine zauberhafte Woche,
Alles Liebe,
Dein gemeckerfrei-Team