Wie dein Kind Wertschätzung lernt
Wir alle wissen, dass Kinder Wasserspielereien lieben. Und nicht genug davon bekommen können.
Oder dass Kinder gerne experimentieren: da werden die Nudeln im Wasserglas versenkt oder es wird ausprobiert, wie lange an der Toilettenpapierrolle gedreht werden kann, bis kein Papier mehr auf der Rolle ist.
Und bestimmt kennst du noch zahlreiche andere Beispiele…
Die Zauberfrage
Dürfen Kinder sich ausprobieren? Bevor du jetzt ins Grübeln kommst und abwägst, ob oder ob nicht, empfehle ich dir hier immer den Gebrauch meiner Zauberfrage:
Was könnte schlimmstenfalls passieren?
Und wenn das Verhalten keine Menschen gefährdet oder keine Gegenstände mutwillig zerstört, dann spricht nichts dagegen, die Kinder experimentieren zu lassen.
Wie lernen Kinder dann überhaupt Wertschätzung?
Das ist die häufigste Frage oder das geläufigste „Gegenargument“. Kinder würden ja keinen Respekt vor der Umwelt erwerben, wenn sie nicht dazu angehalten werden, die Materialien sorgsam zu nutzen.
Häufig versteckt sich hinter diesen Gedanken, der eigene Biographierucksack. Und die damit einhergehende innere Blockade Kindern mehr Freiraum zu schenken.
Wie geht das jetzt mit der Wertschätzung?
Kinder lernen Empathie, wenn sie Empathie erfahren haben. Und genauso ist das mit der Wertschätzung: Kinder, die mit ihren Bedürfnissen geachtet und geschätzt werden, lernen genau dieses Verhalten.
Wie wertschätzend verhalten wir uns?
Stell dir mal folgende Situation vor: Kind steht am Wasserhahn. Wasser an. Du machst den Hahn aus. Kind wieder an. Aus. An. Aus. An. Aus. An. Aus. An. Aus. An. Aus. An. usw.
Stell dir mal folgende Fragen
- Wie lange bleibst du wie ruhig?
- Wer setzt sich am Ende durch?
- Wie glücklich bleibt das Kind?
- Und du?
Höre auf, das Kind unfreundlich zu behandeln
Der Grad an Wertschätzung, den wir dem Kind entgegenbringen, nimmt mehr und mehr ab. Viele von uns beginnen zu schimpfen oder nehmen das Kind aus der Situation.
Wir sagen dann, das Kind muss lernen die Dinge – hier das Wasser – wertzuschätzen.
Und denken, dass das klappen könnte, indem wir das Kind unfreundlich behandeln. Weil angeblich das Kind selbst schuld ist. Ehrlich? Ist es natürlich nicht.
Was erlauben wir uns?
Hier regnet es mitunter ohne Unterlass. Bei uns gibt es keine Wasserknappheit. Wir erlauben uns selbst zu duschen, zu baden, unnötigen Kaffee zu trinken – ganz zu schweigen von all den Produkten, die viele von uns kaufen, für die Wasser gebraucht wird bei der Herstellung. Und wir verbieten Kindern mit Wasser zu spielen, weil dadurch Wasser verschwendet wird? Das ist doch absurd.
Jetzt kommt im nächsten Schritt die Kostenfrage. Hier möchte ich mal eine Frage stellen: Was glaubst du, was dich die Wasserspielereien am Jahresende kosten?
Und wie viel Wasserspiele wären möglich, wenn ihr dafür ein Plastikspielzeug weniger kaufen würdet?
Wie dein Kind Wertschätzung lernt
Kinder lernen nur Wertschätzung, wenn sie selbst Wertschätzung erfahren.
Wollen wir wirklich behaupten, dass Wasser wertvoller ist, als das Kind?
Begegne deinem Kind mit Wertschätzung. Lasse es die Erfahrung machen, dass es gut ist, so wie es ist.
Gehe mit gutem Beispiel voran! Gehe wertschätzend mit der Umwelt um. Überlege, wieviel Wasser verbrauchst du selbst?
Wann kaufen wir Dinge, die in Plastik eingepackt sind. Wo und wann fahren wir Auto, wenn wir genauso gut zu Fuß/mit dem Fahrrad/öffentlich fahren könnten.
Wo kaufen wir Dinge, die wir eigentlich gar nicht brauchen würden. Wieviele Tiere essen wir?
Wie wertschätzend wurden diese behandelt? Fragen über Fragen, die verdeutlichen, wie sehr das Thema Wertschätzung auch unser eigenes Thema sein muss.
Wie wertschätzend bist du mit dir selbst?
Ich bin sehr wohl der Meinung, dass Kinder Wertschätzung lernen müssen. Das passiert jedoch ganz automatisch, wenn wir den Kindern so begegnen. Und wenn Kinder von uns lernen, wie Wertschätzung geht.
Dazu darfst du aber auch zuerst bei dir selbst anfangen. Was erlaubst du dir an Wertschätzung dir gegenüber? Wie gehst du mit dir wertschätzend um?
Bist du oft angestrengt und verbietest dir selbst einiges? Wirf mal einen ehrlichen Blick auf dich selbst und erlaube dir Großzügigkeit.
Am Beispiel Wasserhahn bedeutet das: Solange das Kind mit dem Wasser spielt, ist es wertschätzend das Kind weiter spielen zu lassen. Wenn das Kind weg geht und das Wasser laufen lässt, darf es erfahren, dass wir das Wasser aus drehen, wenn es keiner mehr benutzt.
Alles Liebe für dich
von Uli und Bernd